Offener Brief

Eine Brauerei für unsere Stadt

 

Der Brauhaus Verein Dessau mit dem Gelände (Grundstück mit Immobilie) der Schultheißbrauerei ist seit gut einem Jahrzehnt in einem Schwebezustand. Anfang der neunziger Jahre wurde auf dem traditionsreichen Gelände der ehemaligen Schultheiß-Brauerei der Braubetrieb beendet, ein Abriss stand im Raum. Durch ein Umnutzungskonzept hat der „Brauhaus -Verein e.V.“ (gegründet 1999) dies jedoch verhindern können. Namhafte Institutionen wie die Stiftung Bauhaus, die Kulturstiftung Dessau-Wörlitz, aber auch das Anhaltische Theater und zahlreiche Existenzgründer sowie kulturelle und gastronomische Einrichtungen wussten bzw. wissen das besondere Flair zu schätzen. Der „Brauhaus-Verein e.V.“ Dessau hat seit dieser Zeit mehrere Insolvenzen durchlaufen und ist zur Liquidierung, also Auflösung, durch das Insolvenzgericht verpflichtet. Dieser Schritt kann erst durchgeführt werden, wenn das Gelände der Brauerei einen neuen Eigentümer hat.

 

Wie es mit der Brauerei weitergeht, darüber wollen wir uns als „NEWKID e.V.“ und unsere Idee mit diesem offenen Brief ins Gespräch bringen. Im Jahr 2023 haben wir uns gegründet, um gerade für Jugendliche und junggebliebene Menschen ein breiteres Kulturangebot in unserer Stadt zu schaffen, von der sich viele junge Menschen nicht angesprochen fühlen. Mehr Musikevents, Partys sowie Workshopangebote im Breakdance, Graffiti oder DJ-ing, das haben wir uns auf die Fahne geschrieben. Die bisherige Nachfrage zeigt, dass wir auf dem richtigen Weg sind. Das Depot mit seinem Innenhof in der Brauerei ist dafür optimal geeignet.

 

Parallel arbeitet die Kulturbetrieb Dreherei eG an der Herrichtung einer größeren Clublocation auf dem Brauereigelände. Mit der BrauArt finden regelmäßig Ausstellungen von lokalen und überregionalen KünstlerInnen auf dem Gelände statt. Zugleich sind KünstlerInnen und Kreative auf dem Gelände eingemietet, weil die Kreativität in den Räumen auf besondere Weise stimuliert wird. Deshalb haben auch die BrauArt und der BBK Sachsen-Anhalt ihre Mitwirkung an einer Lösung zugesagt.


Dessau-Roßlau kann all das gebrauchen. Sogar mehr als bisher. Das Umland erst Recht. Wir sehen großes Potenzial im Brauereigelände, aber inzwischen auch viele Baustellen. So ehrlich muss man sein. Vielleicht wird nicht mehr alles zu retten sein. Aber vielleicht ein großer Teil. Und dieser Teil kann für die Bereicherung der Klub-, Kultur- und Kreativszene der Stadt erheblich beitragen.

 

Auch in Dessau-Roßlau kann dies im Umfeld von Stiftung Bauhaus und Kulturstiftung Dessau Wörlitz mit Blick auf die BUGA 2035 möglich sein, die richtigen Investoren wie beispielsweise die 4L Vision GmbH (das ist wirklich nur ein Beispiel) für eine finanzielle Unterstützung zu gewinnen. Dabei sehen wir in einem gesunden Mix unterschiedlicher Mieter das größte Potenzial, eine sinnvolle Entwicklung des Areals zu ermöglichen.

 

Hierfür braucht es zunächst einen Verwalter für das Gelände, der sich der gesamten Problemlage annimmt (Verkehrssicherheit, Situation der Mietverträge inkl. Zahlungsströme, bestehende Forderungen Dritter, etc.). Ob dieser Verwalter durch den insolventen Brauhaus-Verein beauftragt und finanziert wird oder durch einen anderen Unterstützer, ist zunächst zweitrangig. Relevanter ist die Unterstützung durch die Stadtverwaltung, u.a. durch einen zeitlich begrenzten Verzicht auf Grundsteuer oder sonstige Abgaben bzw. Auflagen. Ein Beschluss durch den Stadtrat könnte dies untermauern.

 

Ebenso wäre wichtig, dass der Verwalter von allen beteiligten Akteuren akzeptiert und nach allen Kräften unterstützt wird, primär von Seiten der Stadtverwaltung und ihren kommunalen Unternehmen. Aber auch durch größere Mietparteien, wie der Stiftung Bauhaus Dessau und der Kulturstiftung Dessau Wörlitz.

 

Weitere Aufgabe des Verwalters muss die nutzerorientierte Entwicklung des Areals beinhalten und die Übertragung in eine neue Rechtsstruktur, beispielsweise einer Entwicklungsgesellschaft fokussieren. Das so etwas möglich ist, zeigen viele Beispiele aus kleineren und größeren Städten in Deutschland. Zwei sehr prominente Beispiele sind die Holzmarkt 25 eG sowie die Genossenschaft für urbane Kreativität eG in Berlin, die es geschafft haben, ein alternatives Konzept für eine gefragte Immobilie mitten in der Stadt zu entwickeln. Damit tragen sie zu einer höheren Aufenthaltsqualität bei. Dafür haben sie Investoren finden können, die mit einer geringeren Rendite zufrieden sind.

 

In dieser Sache kann nur ein überparteilich formulierter Wille im Stadtrat helfen, dass zeigt das zuvor genannte Beispiel vom Holzmarkt. Ohne einen klaren politischen Willen laufen sämtliche Bestrebungen letztendlich ins Leere und wären vergebene Mühe.

Das kann und darf nicht das Ziel sein, auch wenn die bevorstehende Aufgabe ein Kraftakt für alle Seiten bedeuten wird.

 

Nicht zu vergessen ist, dass beide Stiftungen die Stadt Dessau-Roßlau und das Land Sachsen-Anhalt als Gesellschafter haben. Deshalb sollte ein erhöhtes Interesse bestehen, die beiden Archive der Stiftungen nicht aus der Brauerei in andere Objekte zu verlagern. Die dabei entstehen Kosten wären nicht unerheblich und könnten für die Entwicklung der Brauerei dienlicher sein.

 

Unser Know-how und Netzwerk wollen wir hierzu einbringen. Wir wollen nicht nur einen Club betreiben, sondern zur Lebensqualität in unserer Stadt beitragen und einen Ort für Kreativität schaffen.


Dafür wollen wir werben und freuen uns auf weitere Unterstützer.

 

NEWKID e.V.



Unterstützt wird unser Anliegen von:

Kulturbetrieb Dreherei eG

brau.ART e.V.

BBK Sachsen-Anhalt



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